Einleitung

Obwohl Religion in meinem Zuhause weniger präsent war, war meine Kindheit und Jugend trotzdem damit durchzogen. Ich war Teil des Religionsunterrichts, ging zu schulischen Weihnachtskonzerten in die Kirche, oder machte meinem Zivi in einer kirchlichen Einrichtung.

Schon immer habe ich aber auch eine Abneigung gegenüber willkürlicher Autorität. Religion und ihre Institution Kirche waren da für mich das Paradebeispiel. Starre Regeln, alte Strukturen und Gott der die ultimative Form der absolut unbändigen Autorität ist. Mit anderen Worten, der Kontakt mit Religion hat mich zum Atheisten werden lassen. Erst unbewusst, dann aber mehr und mehr ausgesprochen.

Mit meinem Erwachsenwerden, dem Verlassen der Schule und Heimat endete aber auch jede Auseinandersetzung mit dem Thema. Ich ließ es hinter mir zusammen mit vielen anderen Dingen der Jugend. Jahre später sitze ich aber auf einmal hier und lese die Bibel. Noch mehr, ich schreibe über sie. Warum?

Der Sprung aus der Jugend in ein eigenes Leben ist aufregend, befreiend, aber auch schwer. Alle die kleinen und großen Probleme des Alltags sind jetzt die eigenen. Keine Familie oder Schule mehr die vieles abfängt.

Und dann sind da noch die großen Fragen wie “Was ist das Ziel?” oder “Wie gehe ich mit eignen oder dem Tod von anderen um?”. In der Schule und Uni war ich “unsterblich”. Der Tod war kein Ding, das Leben geht immer weiter, und der Sinn lag im Bestehen der nächsten Prüfung und darin Spaß zu haben. Jetzt, mit einer eigenen Familie und keinen einfachen Zielen mehr, wie das Sammeln von Noten, was ist die Antwort? Unsterblich bin ich schon lange nicht mehr.

Irgendwie hatten mich diese Fragen immer wieder zu alten Texten und Büchern geführt, und immer wieder kam ich in Kontakt mit den Geschichten in der Bibel.

Es sind Geschichten, die vielleicht so alt sind wie wir Menschen selbst. Geschichten, die wir mühsam am Leben erhalten und weitertragen schon so lange wie Menschen gedenken. Generation um Generation hat seine eigenen Ansichten und Ideen eingearbeitet, bis dieses Destillat entstand. Aber Destillat wovon?

Ist es ein Werk der Philosophie? Der Theologie oder Psychologie? Vielleicht der Sozialkunde, Geschichte, Poesie oder Literatur? Es trägt Aspekte von alledem und noch vielem mehr und doch scheinen sie alle auf eine Frage ausgerichtet zu sein: Was heißt es Mensch zu sein? Diese Frage ist es die alle die Hürden des Alltags aber auch die großen Fragen in sich vereint. Die Antworten darauf sind komplex und immer persönlich.

Das bedeutet aber auch, dass die Geschichten keine einfachen Rezepte für den blinden Konsum sind. Eine wortwörtliche Auslegung führt einen eher in die Irre. Es ist eine Abstraktion voll mit Symbolen. Ein Konzentrat von tausenden von Jahren menschlicher Erfahrung. Es zu nehmen wie geschrieben heißt die unzähligen Details aber auch das größere Ganze zu ignorieren. Dann bleibt es, wie damals in der Schule, ein langatmiges Buch, dass in der hintersten Ecke verstaubt.

Interpretation ist was die Erkenntnisse alle dieser Generationen freilegt und mit dem eigenen Leben verbindet. Die Reise durch die Geschichten ist somit auch eine Reflexion des eigenen Geistes. Am Ende wird es ein Mischung aus beidem sein.

Diese Textserie ist meine persönliche Reflexion in den Geschichten der Bibel.

Meine Ziele

Eine persönliche Interpretation zu schaffen, Leitmotive zu finden, und daraus hilfreiche Prinzipien für den Alltag abzuleiten. Es soll zudem eine Übung sein, um meinen Geist zu trainieren. So wie Sport den Körper stärkt und gesund hält, braucht der mein Geist Stärkung. Er braucht eine Herausforderung, an der er sich messen und wachsen kann.

Mein Vorgehen

Ich setze mir selber ein paar Spielregeln im Umgang mit der Bibel:

  1. Wenn Erzählungen in der Bibel mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Konflikt stehen gewinnt die Wissenschaft. Immer. Die Menschheit ist nicht aus Adam und Eva hervorgegangen. Die Erde ist nicht nur ein paar tausend Jahre alt. Evolution ist ein Ding. Kurzum, die Bibel ist gefüllt mit Symbolen nicht wissenschaftlichen Erkenntnisse.
  2. Die Symbolik existiert nicht nur in den Texten, sondern auch in der Kunst oder Architektur. Europäische und Deutsche Kultur wurde so lange vom Christentum geprägt, dass wir überall Symbole und Interpretationsoberflächen finden. Deshalb versuche ich auch diese Aspekte einzuarbeiten.
  3. Die Definition für Gott, die ich habe, führt mich direkt zum Atheismus was hier erstmal nicht zuträglich ist. Deshalb werde ich vorerst Gott nicht erwähnen, nicht in seiner personifizierten Form wie er vor allem im Alten Testament oder den Kirchen beschrieben wird. Mir ist schlussendlich nicht klar was das Wort bedeutet.
  4. Ich verwende die Elberfelder Übersetzung in verschiedenen Versionen. Warum? Sie ist eine der wortgetreueren Übersetzungen aus dem hebräischem oder griechischem und hält je nach Version viele Hinweise auf alternative Wortbedeutungen. Das vergrößert die Interprationsfläche im Gegensatz zu anderen Übersetzungen die vereinfachen oder modernisieren.

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